Druckansicht der Internetadresse:

Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot

Seite drucken

Moot 2024/2025

32nd Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot Court

Der 32. Willem C. Vis Moot Court begann für uns ganz unspektakulär mit einer Mail, die einen Link zu einer WhatsApp-Gruppe enhielt. Der Name der Gruppe glich gleichzeitig dem Startpunkt unserer Reise: Unsere „Road to Vienna“ begann. Die Freude war riesig, doch wie genau der Weg zum Finale in Wien aussehen würde, war zu diesem Zeitpunkt für uns überhaupt noch nicht absehbar.  

Der erste Stopp auf unserer Reise war unser Kennenlernen als Team. Dafür organisierten unsere Coaches einen Teambuilding-Nachmittag, der schlussendlich in einem Biergarten ausklang, wo wir auch einige Mitglieder der Bayreuth Moot Court Association (BayMCA) kennenlernten. Aber auch inhaltlich konnten wir uns bereits vor der Veröffentlichung des Falls vorbereiten: Die Einführungsveranstaltungen in das Schiedsrecht und das CISG (UN-Kaufrecht) mit Karl Pörnbacher, Herrn Prof. Dr. Stephan Balthasar sowie Ramona Sorgenfrei erleichterten uns den Einstieg in eine uns bisher unbekannte Rechtsmaterie. 

Als am 11. Oktober 2024 der Fall veröffentlicht wurde, waren wir gerade auf dem Weg von Frankfurt nach Würzburg, um am Practice of International Arbitration Workshop teilzunehmen. Dort erwarteten uns spannende Vorträge zu Themen wie Arbitration, Cross-Examination und geplanten Änderungen der ZPO im Zuge der Internationalisierung der Schiedsgerichtsbarkeit. 

Wieder in Bayreuth angekommen, wurde bei der Analyse des Falls schnell deutlich, dass es sich keinesfalls um einen Clear-Cut Case handelte. Ein innovatives Kraftwerk zur Produktion von grünem Wasserstoff sollte einem Staat dabei helfen, seine Klimaziele zu erreichen. Es schien ein „match made in heaven“ – doch natürlich nur auf den ersten Blick… 

Nur drei Monate nach Vertragsschluss übernahm eine neue Regierung die Amtsgeschäfte. Von grünem Wasserstoff wollte die neue Führung nichts mehr wissen und ließ keinen Zweifel daran, dass das rund 500 Millionen Euro schwere Projekt ihr ein Dorn im Auge war. Als dann auch noch einige Pläne für das Kraftwerk verspätet zur Verfügung gestellt wurden, war das Drama perfekt: Der Vertrag wurde von der Regierung gekündigt. Der Kläger zeigte sich entrüstet und berief sich auf die Schiedsklausel, um gegen die aus seiner Sicht unrechtmäßige Kündigung vorzugehen. 

Das Verfassen der Schriftsätze war zunächst ungewohnt, da wir nicht mehr im Gutachtenstil, sondern praxisorientiert arbeiten mussten. Mit der Unterstützung unserer Coaches und Professoren gelang uns das aber von Woche zu Woche besser. Nachdem wir die (erste) berüchtigte Abgabewoche gemeistert hatten, blieb kaum Zeit zum Durchatmen. Etwa eine Woche nach der Abgabe des Kläger-Schriftsatzes erfuhren wir schließlich, dass wir der Universität Canterbury aus Neuseeland mit einem Beklagtenschriftsatz antworten dürfen. 

Hier wurde uns zum ersten Mal deutlich, wie sehr sich juristische Arbeitsweisen in unterschiedlichen Rechtskreisen unterscheiden können. Nach einigen Nachtschichten und intensiven Besprechungen gelang uns schließlich auch die zweite Abgabe, womit die erste Phase des Vis Moots, die Schriftsatzphase, abgeschlossen war. 

Kaum zwei Stunden nach Abgabe unseres Beklagten-Schriftsatzes ploppte eine Mail von unseren Coaches in unseren Postfächern auf – Betreff: „Schlachtplan“. Treffender hätte man es kaum nennen können, denn einen solchen brauchten wir allemal. In nur fünf Tagen stand nämlich schon unser erstes Kanzleipleading in Düsseldorf an – der Auftakt zur mündlichen Phase. 

Dort durften wir bei Clifford Chance gegen die Teams aus Göttingen, Bochum und Osnabrück antreten. Mit einer Mischung aus Aufregung und Adrenalin sammelten wir erste Pleading-Erfahrungen und wurden schließlich mit dem 1. Platz belohnt. Getragen von diesem ersten Erfolgserlebnis tourten wir durch ganz Deutschland. Unser Weg führte uns nach Frankfurt, München, Berlin, Stuttgart und Dresden, wo wir vor führenden internationalen Kanzleien pleadeten. 

Doch unsere Reise endete nicht an Deutschlands Grenzen. Zur Vorbereitung auf das große Finale in Wien nahmen wir auch an internationalen Pre-Moots in Istanbul, Stockholm, Lissabon und Belgrad teil. Dank der großzügigen Unterstützung unserer Sponsoren konnten wir diese Reisen antreten und uns mit diversen Teams auf internationaler Bühne messen. Neben spannenden Begegnungen mit Mooties aus unterschiedlichsten Ländern trafen wir auch immer wieder bekannte Gesichter – von früheren Pre-Moots oder Kanzleipleadings. In Istanbul sicherten wir uns den vierten Platz, in Lissabon schafften wir es sogar aufs Treppchen und konnten den 2. Platz feiern, sowie den Preis für das beste Respondent-Team.  

Nach zwei Monaten intensiver Vorbereitung machten wir uns schließlich Anfang April mit dem Uni-Bus auf den Weg nach Wien – dem großen Finale entgegen. Über 380 Teams mit mehr als 2.000 Studierenden und ebenso vielen Schiedsrichtern aus aller Welt kamen dort zusammen. Trotz Wiens Millionenstadt-Flair liefen uns in der Innenstadt an jeder Ecke Mooties und Schiedsrichter über den Weg – eine Stadt im Moot-Fieber. 

In Wien durften wir in unseren Pleadings gegen Teams aus Neuseeland, den USA, Brasilien und Tansania antreten. Auch wenn es am Ende nicht für die Elimination Rounds reichte, bleibt der Vis Moot eine einzigartige Erfahrung, die wir nie vergessen werden. Nicht nur das Wissen, das wir uns über die Monate angeeignet haben, sondern auch die Menschen, denen wir auf unserer Reise begegnen durften, und die Städte, die wir kennenlernen konnten, machen diese Monate unvergesslich. 

Der Vis Moot verbindet Theorie mit Praxis, Jura mit der Welt – und öffnet Türen: sei es für Praktika oder ein tiefergehendes juristisches Verständnis. Für uns war der Vis Moot ein Once-in-a-Lifetime-Abenteuer. Ein Abenteuer, das wir nur dank unserer unermüdlichen Coaches Isabella Eíkel, Amelia Marchzyk, Tobias Danhauser und Ramona Sorgenfrei erleben durften! Herzlichen Dank euch – ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen! 

Ein großes Dankeschön möchten wir auch an unseren betreuenden Professor Herrn Dr. Robert Magnus aussprechen. Ebenso danken wir Herrn Professor Dr. Martin Schmidt-Kessel und Herrn Professor Dr. Ben Köhler für ihre Unterstützung sowie jedem weiteren, der uns auf diesem Weg begleitet hat. 


Verantwortlich für die Redaktion: Prof. Dr. Martin Schmidt-Kessel

Facebook Youtube-Kanal Instagram UBT-A Kontakt